Mittwoch, 26. Mai 2010

Busfahrer und Fesselspiele

Kevin heißt also das Balg, wegen dem ein Busfahrer seinen Job nach 30 Jahren einwandfreiem Dienst verloren hat. Der Kindesname ist doch Programm.

Sicherlich hat der Busfahrer falsch gehandelt; was er ja auch selbst so einsieht; allerdings hatte der Arme auch keine Chance irgendwas richtig zu machen. Sicherlich hätte er den Bus so lange stehen lassen können bis die Eltern den Kevin abholen (Wahrscheinlich heißt die Mutter “Schantalle” ), dann wären ihm die anderen Eltern aufs Dach gestiegen und er wäre den Job los gewesen, oder aber einfach in voller Fahrt in die Eisen gehen und das Kind durch die Windschutzscheibe schicken (die Methode gefällt mir am Besten, ist aber schon arg radikal) – dann säße er aber bestimmt in U-Haft, der Arme.

Die Vermutung sei gestattet, dass KEVIN, wie der Name schon sagt, aus dem neudeutsch so genannten Prekariat stammt – so sagt man jetzt, damit das Prekariat nicht merkt, dass man über ihn spricht – und damit völlig Bildungs- und erziehungsfern aufwächst. Die Reaktionen der Familie auf den Versuch des Busfahrers, sich zu entschuldigen, legen den Schluss regelrecht nahe.

Da knallen Kulturen aufeinander. Lehrer werden ein Lied darüber anstimmen können. Wenn die Kevins und Chantales und Maiks usw. ihre Show der Unerzogenen abziehen. Und für die Eltern grundsätzlich die Anderen Schuld sind. Besser, um in der Sprache des Prekariats zu bleiben: Die Anderen sind doch in Schuld.

Nun gut, mag sich auch anders darstellen und das arme Kind leidet an ADHS, also der von Psychopath.. Psychologen erfunden Krankheit. Ist natürlich einfacher, Kinder unter Drogen zu setzen als die Ursachen zu behandeln… nämlich Orientierungslosigkeit, Fehlen von Regeln usw. Das gibt es nicht nur im Prekariat. Das kommt in jeder sozial verarmten Familie vor. Oder bin ich nur altmodisch und beachte die modernen Erziehungserkenntnisse nicht genügend? Ich weiß nicht…

Interview: Busfahrer aus Moers buhlt nicht um Verständnis - Moers - DerWesten

Mittwoch, 12. Mai 2010

Kraft-Meierei

Erst kam kaum Bewegung in den NRW-Wahlkampf, jetzt herrscht danach Stillstand mit leichten Zucken. Entweder mit der Schulter oder den Mundwinkeln. Beide Möchtegern-Volksparteien gleichauf, starke Grüne, hoffnungsvolle Linke und schwankende Liberale: Hat der Wähler das wirklich gewollt?

Wirklich zum höhnischen, fast verzeifelten Lachen führte die Reaktion von Andrea…äääh, Hannelore Kraft. Von wegen erfolgreiche Aufholjagd, Schwarz-Gelb verhindert, Gutes Resultat….. Ist ja nicht so, dass die SPD mit nochmals 3% weniger als bei der letzten Wahl das schlechteste Ergebnis einer Landtagswahl in NRW seit über 50 Jahren hinlegte. Da hätte Jürgen Rüttgers auch einen KOmmentar abgeben können wie: [satire]”Ja gut, minus 10% sind sicherlich viel, aber man muss bedenken, dass 2005 eine Protestwahl war und uns es diesmal nicht gelungen ist, die Protestwähler der SPD, die damals die CDU gewählt haben, zu halten; wobei es der SPD im übrigen auch nicht gelungen ist, diese zurück zu gewinnen; und wir im Vergleich zur Landtagswahl 2000 wesentlich besser dastehen und wir ja durch den Vorsprung von 8000 Stimmen auch einen klaren Regierungsauftrag….”[satireende]. Aber nein, Rüttgers hat die Realität anerkannt und seine Niederlage eingestanden und wollte sogar die Konsequenzen ziehen - was der CDU-Vorstand wohl ablehnte mit dem Hinweis: Du, Jürgen, hast das Chaos verusacht, du musst jetzt auch aufräumen. Dann darfste gehen.

Nein, Jürgen hat inzwischen den Blick auf die Realität verloren und will weiterregieren; einzige Option ist aber eine Koalition mit der SPD. Da sei aber Kraft vor. Die träumt ganz was anderes und doch so gleich wie Rüttgers. Sie will MP werden. Notfalls mit allem, was da im Landtag NRW so rumkreucht- und fleucht. Selbst die FDP enblödet sich nicht und bietet vorsorglich schon einmal unter bestimmten Umständen die Koalitionsbereitschaft an. Das ist etwa so, als würde ich blutend auf dem Boden liegen und dem Schläger vor mir anbieten, ihn in Ruhe lassen wenn ich gemeinsam mit ihm weiter auf mich einprügeln darf.

Befriedigend und gut ist das Ergebnis der Wahl sicher nicht - aber in etwa dass, was man in den nächsten Jahren erwarten darf. Das Ende der Volksparteien ist eingeläutet. Und damit wird Politik unberechenbarer. Aber vielleicht auch wieder spannend.

Freitag, 7. Mai 2010

Qualwahl - Endrunde

Nun geht es um die Wurst. Für Ministerpräsident Rüttgers. Inzwischen ist in den Umfragen Rot_Grün vor Schwarz-Gelb. Für beide reicht es so oder so nicht zur Mehrheit. Man kann also gespannt auf den tatsächlichen Ausgang sein. Rüttgers jedenfalls wirkt schon arg angefressen.

Dabei schien noch vor einem halben Jahr die Schwarz-Gelbe Koalition ihre Mehrheit bequem verteidigen zu können. Doch zum einen hausgemachte Probleme wie die Parteienfinanzierung und das Chaos der Berliner Regierungskoalition ließen jeglichen Vorsprung in den Umfragewerten schmelzen. Von wegen Amtsbonus.

Sicherlich wird auch grade in NRW die eher SPD-Nahe Presse durch ihre Art der Berichterstattung (Großes Tamtam bei vermeintliches Fehlverhalten, kleiner Bericht bei Klarstellung) ihr Scherflein dazu beigetragen zu haben. Allerdings ist die Vermittlung der Regierungspolitik nie eine Stärke der CDU gewesen.

In der Summe wird sich zeigen, welche Rolle die Linke spielen wird. SPD-Kandidatin Hannelore Kraft drückt sich trotz konkreter Nachfragen vor einer klaren Antwort. Zwar betont sie unerlässlich die Koalitions- und Regierungsunfähigkeit der Linken, aber ob sie nicht doch koaliert oder dulden lässt, bleibt offen.

Zumindest eines steht fest: Man sollte als Bürger NRWs am Sonntag wählen gehen. Um doch klare Verhältnisse hin zu bekommen. Nichts wäre fataler als ein Stillstand. Zudem hat diese Wahl auch bundespolitische Bedeutung – Also hin und wählen!

Machtoptionen für NRW: Traumpaar, Dreier, Horror-Hochzeit - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik