Sonntag, 28. November 2010

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt

31.12.06 018 
Also ist es wieder so weit: Die Adventszeit ist angebrochen. In vielen Haushalten brennt die erste Kerze am Adventskranz, irgendwann brennen alle und so mancher Haushalt auch. Vorsicht also.
Die Vorboten liegen gefühlt seit Ostern in den Geschäften – Marzipanbrote, Schokoweihnachtsmänner, Oblaten, Spekulatien….. Die Anzahl der Parfümwerbungen verdichtet sich, die Elektromärkte beginnen mit dem Overkill an Annoncen – und dazu passt die Meldung, dass dieses Jahr der profane Deutsche so etwa 250,- € an Weihnachtsgeschenke kaufen wird. Da ich vermute, dass die Hartz IV - Abhängingen nicht dazu gehören (oder etwa doch?) dürfte die, ääh, Dunkelziffer noch höher liegen. Merke: Weihnachten ist allem Anschein nach ein Fest zur Geburt des Sohnes des Gottes Mammon, genannt Konsum.
Die Religion heißt Kapitalismus, niemand weiss wirklich, dass er sie verehrt und betet an der Hl. Konsum. So zumindest hätte es den Anschein, wenn ich als, na sagen wir, Außerirdischer diesen Planeten beehren würde – also so wie in echt. Dazu kommen so viele kleine Details, die belegen, dass dieses Fest familiäre Strukturen zu zerstören sucht. Oder warum sind so viele Beziehungen und Familienstrukturen spätestens an Heilig Abend, dem Höhepunkt Disneyschen Kitsches, schwer in der Krise?
Und ich habe den Eindruck, dass das von Jahr zu Jahr schlimmer wird. Und aus dem Blick verloren geht, was Advent und die Weihnachtszeit wirklich ausmacht.  Man ahnt es allenfalls noch. Um das schlechte Gewissen, was einen da plagen mag, wissen die diversen Hilfsorganisationen und inszenieren daher Spendenaufrufe mit verhungernden Kindern oder leidenden Tiere; Tierleid, was manchem Zeitgenossen ohnehin schlimmer erscheint als das Leid der Kinder; und man ist geneigt anzunehmen, dass die Hilfsorganisationen so manche Katastrophe exakt in die Vorweihnachtszeit zu legen wissen….
Sicher, dieses Weihnachten ist wohl aus dem Mithras-Kult, den Saturnalien der Römer und diversen Sonnenwendenfeierlichkeiten der Kelten und Germanen hervorgegangen sein und vom Christentum mit dem entsprechenden Inhalten gefüllt worden zu sein – quasi adaptiert und dann adoptiert – gleichwohl bedeutet es aber dennoch etwas, dass sich auch Nicht-Religiöse anziehen können. Wenn schon nicht auf die Ankunft des Lichtbringers zu warten, die Geburt des Christos, so doch den Sinn dahinter annehmen. Und der ist nicht Geschenke noch und noch, je teurer desto besser oder Glühweinorgien auf dem Weihnachtsmarkt oder… Nein. Es ist der Gedanke, die Idee, dass eine Höhere Macht in unser Leben eingreift, vielleicht zum Besseren wendet, dass diese Höhere Macht eins ist mit uns Menschen. Das Hoffnung ist in dem ganzen Dunkel des Seins. Eben: ein Licht uns leuchtet, dass uns leitet, uns wärmt. Und dass wir uns in dieser Zeit mit den längsten Nächten gegenseitig bewusst machen, dass wir uns haben und uns wertschätzen.
Ich jedenfalls, als Atheist, schätze diese Zeit eher als Zeit der Besinnung und weniger als Schlacht um das größte und beste Geschenk. Denn dass ist uns längst gegeben: unser Leben.